Samstag, 9. Oktober 2010

Teilzeit-Modelle

Der Herr, den sie in der Reportage als Modell darstellen, ist Universitätsprofessor und Vater von drei Kindern, die jüngeren Zwillinge und anderthalb Jahre alt. Und er ist in Elternkarenz. Dabei erhält er nicht nur etwa 90 % seines Gehalts, sondern hat nach seiner Rückkehr ins Berufsleben auch Aussicht auf Beförderung. Immerhin fördert er durch Elternschaft Gesellschaft und Wirtschaft, wie seine Vorgesetzte sinngemäß erklärt.

Der Herr lebt in Schweden.

Schweden gilt als Vorzeige-Wohlfahrtsstaat der Kinderbetreuung. Elternkarenz und -teilzeit wird gefördert, die Kinderbetreuung ist sehr gut ausgebaut und die nötigen Werte in der Gesellschaft vorhanden. Und genau daran hapert es im deutschsprachigen Raum.

Hier gilt: Mütter möglichst lang am Herd, damit die Kinder gut gedeihen. Ein ungesundes Extrem. In Frankreich, dem Land der berufstätigen Mütter, die meist nach dem Mindest-Mutterschutz an den Schreibtisch zurückkehren, das andere Extrem. Beide sollten ebenso zum Nachdenken anregen wie Schweden.

In Zeiten, wo Gleichberechtigung angestrebt wird, aber unverwirklicht ist; wo Arbeitssituationen prekär sind und fast niemand sein Leben lang im selben Job bleibt; wo "flexible Arbeitsmodelle" vorherrschen und Selbstverwirklichung hohen Wert hat, sollten Elternteilzeit und Väterkarenz ein Leichtes sein. Nicht nur ArbeitnehmerInnen sollten flexibel sein müssen, auch ArbeitgeberInnen müssen es sein.

Schweden ist dabei ein Modell und kann nur mit der dort vorhandenen Infrastruktur funktionieren. Aber: ein Modell ist eine Vorlage zum Daran-Arbeiten. Also arbeiten wir los.

Keine Kommentare: