Montag, 28. Juni 2010

Ein Beitrag zur Geld-Geist-Skala

Parallel zur Fußball-WM - wenn auch etwas leiser - ist der Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt über die Bühne gegangen, umstritten, schon fast totgeredet und doch eines der wenigen ernstzunehmenden Kulturereignisse in der Kärntner Landeshauptstadt.

Anlässlich dieses Ereignisses, das einerseits als "einer der größten Ausschläge auf der Geld-Geist-Skala" im Literaturbereich gilt (Der Standard) und andererseits zum (manchmal bösen, manchmal zahnlosen) Verriss vor Publikum hochstilisiert wurde, kommen zumindest einmal im Jahr die Zweifel an der Kunst-Wettbewerbs-Szene hoch.

Wer bestimmt, was gut ist und warum? Darf frau von etwas begeistert sein, ohne es begründen zu können? Darf frau sich andererseits nur auf Emotionen berufen, wenn ein Text zusagt oder nicht? Ich verliere da schnell die Orientierung. Und je mehr ich nach Kriterien vorgehen möchte - oft genug passiert, schon als ich in der Jury für die Kleinen in Graz oder beim Junior-Bewerb in der Schule saß - je mehr frage ich irgendwann nach dem Sinn.

Diese Wettbewerbe sind wichtig: um (als Schreibende/r) bekannt zu werden, um (als Lesende/r) Schreibende kennen zu lernen, um das Angebot anzukurbeln, und auch (seien wir ehrlich) für die Wirtschaft - zugunsten der Vielfalt also. Verschiedene Meinungen erst schüren die Diskussion, und Diskussion ist gesund und gut. Das Hochstilisieren zum Exzentrischen, Hermetischen oder aber offen Schmutzkübeligen ist mir rasch unsympathisch. Und muss wahrscheinlich nicht sein.

Sonntag, 13. Juni 2010

Von Kirchen und anderen Intrigenstätten oder: Agnostiker, vereinigt euch!

"Bischofskonferenz schlägt Alarm: Immer weniger Kirchenzahler in Italien" - Der Rückgang zwinge die Kirche, über die "Ursachen dieses Phänomens" nachzudenken, so ein Kirchenmann im Standard-Bericht vom 12. Juni.

Es spricht nicht für die Kirche als soziale und wertegebende Institution, dass sie sich erst ab dem Zeitpunkt finanzieller Sorgen Gedanken über den Verbleib ihrer Schäfchen macht. Es ist andererseits bezeichnend und gibt meinen (und wahrscheinlich nicht nur meinen) Vorurteilen Futter.

Aber nicht nur Außenstehende verurteilen die christliche Kirche als Institution.

Die Schlagzeile lässt mich auch an ein Gespräch mit einer Freundin, ihres Zeichens Theologie- und Jus-Studentin, kirchliche Jugendarbeiterin und verdiente Orgelspielerin, denken. Sie war es, die mir unlängst gesagt hat: mit ein Grund für das Jus-Studium sei es gewesen, dass sie in ihrer Arbeit die Kirche (auch die evangelische) als Institution als negativ erlebt hat, als verkrustet und voller kleinlicher Intrigen. Nicht besser also als jeder andere Betrieb, Konzern, politisch infiltrierte oder heimlich gelenkte Organisation, die uns so oft gegen den Strich gehen.

Und die wollen uns Wertemaßstäbe legen und ein besseres Miteinander predigen? Von verknöcherten, unzeitgemäßen Positionen in Bezug auf Gleichberechtigung, Zölibat, Familie und Erziehung (hier in diesem Blog schon mehrfach verrissen) ganz zu schweigen.

Immer wieder fällt mir also ins Auge, dass Menschen, die sich von Religion und Kirche entfernt haben - Agnostiker zumeist - oft eher nach jenen sozialen Maßstäben leben, die als "christlich" gelten, als viele Christen: Nächstenliebe, Gleichberechtigung, selbstverständliche Unterstützung Schlechtergestellter - und das Ganze noch mit kritischer Distanz, die ich bei manchen "Christen" vermisse. Mein Eindruck: Nicht verblendet oder doktrinorientiert zu sein erleichtert manchmal den entspannten Umgang mit den Mitmenschen.

Kein Wunder also, dass Menschen sich von der Kirche distanzieren und unser Blick misstrauischer wird.
Was aber wesentlich wäre, ist, dass sich auch Agnostiker zusammentun, denn: gemeinsam ist jede Gruppe stärker. Und ausbalancierter.

Letzeres wäre auch für die Kirche wünschenswert. Nicht nur, aber vor allem für die katholische.