Sonntag, 23. November 2008

Uni-Chaos Österreich, Teil II

Zu Zusatzanforderungen wie Praktika und Auslandserfahrung wäre auch noch etwas anzumerken.

Diese mehr oder weniger individuellen und fachnahen Erfahrungen sind beinahe schon Voraussetzung, will man sich heute bewerben und etwas gelten. In vielen Studien wird einem auch das Auslandsjahr nicht mehr bloß vorgeschlagen, sondern mindestens nahe gelegt.
Dann aber nicht so ohne Weiteres angerechnet.

Eingebettet ist dieses Problem in den chaotischen Kontext der Internationalisierung von Studien, dem inzwischen berüchtigten „Bologna-Prozess“ (auch so ein Unwort, wenn auch nicht nur des Jahres). Europaweit sollen die Studienpläne einander angepasst werden – angeblich um die Mobilität zu fördern. Studien sollen einerseits vergleichbar werden, mit vergleichbaren, anerkannten Abschlüssen, und andererseits ähnlich genug, dass man ohne Probleme ins Ausland gehen kann und die dort absolvierten Lehrveranstaltungen dann auch anerkannt werden.
Österreichs trägem, verwissenschaftlichtem und teils stark rückwärtsgewandtem Bildungssystem täte eine ordentliche Durchstrukturierung (und ich meine damit keinesfalls Verschulung!) nicht schlecht. Das, was hier passiert, ist aber sinnlos.

Unabgesprochen, unmotiviert und vor allem finanziell unterbemittelt werden neue Studienpläne hervormodelliert, oft halbherzig in Module oder ECTS-Korsetts gepresst und so gar nicht austauschbar. Eben weil jeder sein eigenes Süppchen kocht, dem Weg des geringsten Aufwandes folgt, nur um dem Gesetz möglichst Genüge zu tun. Man behilft sich vielerorts mit zusammengebastelten Übergangsplänen. Wer darunter leidet? Die Studenten.

Sie lernen so - zwangsläufig - Organisation in schwierigen Umständen und Flexibilität unter willkürlichen Bedingungen. Sie lernen da mehr als in so mancher Vorlesung. Und das sollte honoriert werden – indem man zum Beispiel im Gegenzug etwas großzügiger anrechnet, was bereits absolviert wurde. Besonders in Fällen, wo aus Vorlesungsmangel – oder eben im Ausland – ein anderes, ähnliches Fach absolviert wurde und das Warten auf das eigentlich Fehlende noch mehr Zeit kosten würde, oft auch ein zusätzliches Semester.

Studieren unter schwierigen Bedingungen – und dann auch noch darauf warten müssen, das will niemand. Kein Wunder, dass die Studenten- und vor allem Absolventenzahlen nicht unbedingt steigen. Man müsste es ihnen ein wenig schmackhafter machen – wenn schon nicht mit flexibleren Studienplänen, so wenigstens mit flexiblerer Bürokratie: durch einfache Anrechenbarkeit etwa.

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