Montag, 29. September 2008

Übergangsphase I

"Ein Volk geht nach rechts" --

So übertitelt der "Standard" die heutige Presseschau. "So schnell kann's gehen", kommentiert der Kurier. Van der Bellen hält die Grünen nur noch für ein "gallisches Dorf" im Widerstand gegen den Populismus. Und Häupl sagt im Interview: "Wenn das so weitergeht, heißt der nächste Bundeskanzler Strache."

Faymann setzt weiter seinen großkoalitionären Tunnelblick auf. Molterer weiß zwar: "Es reicht", aber wie es weitergeht, weiß er ehrlich nicht. Straches blaue Augen strahlen über 18 Prozent, und es ist schlimm, ihm beipflichten zu müssen, wenn er prophezeit, dass "der Wähler" bei der nächsten Wahl erst recht protest- und daher Blau wählen wird, wenn es bei einer großen Koalition bleibt.

Schlimm, zu sehen, dass ausgerechnet Strache und Haider, die gekonnten Populismusrhetoriker, am Wahlabend Recht behalten, und dass Haider als Einziger pragmatisch denkt. Selbst der liebe alte Professor wirkt müde. Seine Analyse ist scharf, aber seine Inhalte sind nicht neu und vielleicht zu wenig lautstark vertreten worden. Wo die einen streiten und die andern dazwischen schreien, ist gewaltfreier Widerstand anscheinend zu wenig.

Ich glaube, das alte Modell "Großparteien und drittes Lager" hat ausgedient. Wir sind anscheinend in einer strukturellen Übergangsphase. Nur: Was kommt dabei raus? Viele Kleinparteienschnipsel, die sich dann um eine Beteiligung in der Koalition balgen, auf die wir WählerInnen kaum noch Einfluss haben? Selbst wer taktisch wählt, hat keine Ahnung, was dabei rauskommen wird.

Vielleicht müssen sich nicht nur die Parteien, sondern auch das Wahlsystem ändern, damit die Politiker wissen, woran sie sind, und damit sie sich auch mehr nach dem richten müssen, was in ihrer Rhetorik ja stets im Vordergrund steht: der Wählerwillen. Aber eben nur in ihrer Rhetorik.

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