"Bischofskonferenz schlägt Alarm: Immer weniger Kirchenzahler in Italien" - Der Rückgang zwinge die Kirche, über die "Ursachen dieses Phänomens" nachzudenken, so ein Kirchenmann im Standard-Bericht vom 12. Juni.
Es spricht nicht für die Kirche als soziale und wertegebende Institution, dass sie sich erst ab dem Zeitpunkt finanzieller Sorgen Gedanken über den Verbleib ihrer Schäfchen macht. Es ist andererseits bezeichnend und gibt meinen (und wahrscheinlich nicht nur meinen) Vorurteilen Futter.
Aber nicht nur Außenstehende verurteilen die christliche Kirche als Institution.
Die Schlagzeile lässt mich auch an ein Gespräch mit einer Freundin, ihres Zeichens Theologie- und Jus-Studentin, kirchliche Jugendarbeiterin und verdiente Orgelspielerin, denken. Sie war es, die mir unlängst gesagt hat: mit ein Grund für das Jus-Studium sei es gewesen, dass sie in ihrer Arbeit die Kirche (auch die evangelische) als Institution als negativ erlebt hat, als verkrustet und voller kleinlicher Intrigen. Nicht besser also als jeder andere Betrieb, Konzern, politisch infiltrierte oder heimlich gelenkte Organisation, die uns so oft gegen den Strich gehen.
Und die wollen uns Wertemaßstäbe legen und ein besseres Miteinander predigen? Von verknöcherten, unzeitgemäßen Positionen in Bezug auf Gleichberechtigung, Zölibat, Familie und Erziehung (hier in diesem Blog schon mehrfach verrissen) ganz zu schweigen.
Immer wieder fällt mir also ins Auge, dass Menschen, die sich von Religion und Kirche entfernt haben - Agnostiker zumeist - oft eher nach jenen sozialen Maßstäben leben, die als "christlich" gelten, als viele Christen: Nächstenliebe, Gleichberechtigung, selbstverständliche Unterstützung Schlechtergestellter - und das Ganze noch mit kritischer Distanz, die ich bei manchen "Christen" vermisse. Mein Eindruck: Nicht verblendet oder doktrinorientiert zu sein erleichtert manchmal den entspannten Umgang mit den Mitmenschen.
Kein Wunder also, dass Menschen sich von der Kirche distanzieren und unser Blick misstrauischer wird.
Was aber wesentlich wäre, ist, dass sich auch Agnostiker zusammentun, denn: gemeinsam ist jede Gruppe stärker. Und ausbalancierter.
Letzeres wäre auch für die Kirche wünschenswert. Nicht nur, aber vor allem für die katholische.
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