Montag, 30. März 2009

Entdeckung der Woche

Beim Lesen und Übersetzen von Cristina Peri Rossi bin ich auf eine interessante Sache gestoßen: das sogenannte "Stendhal-Syndrom". Benannt ist es nach den eindrücklichen Schilderungen des französischen Schriftstellers:

"Ich befand mich in einer Art Ekstase bei dem Gedanken, in Florenz den Gräbern so vieler Großen so nahe zu sein. Ich war in Bewunderung der erhabenen Schönheit versunken; ich sah sie aus nächster Nähe und berührte sie fast. Ich war an dem Punkt der Begeisterung angelangt, wo sich die himmlischen Empfindungen, wie sie die Kunst bietet, mit leidenschaftlichen Gefühlen gatten. Als ich die Kirche verließ, klopfte mir das Herz. Mein Lebensquell war versiegt, und ich fürchtete umzufallen."

(http://www.wissenschaft-online.de/artikel/893963)

Wenn man also angesichts von Kunst oder Ästhetik so überwältigt wird, dass man sich gar nicht mehr lösen kann und vielleicht auch noch körperliche Symptome spürt, dann hat man (nun) auch einen Namen dafür.

Das hat mich irgendwie fasziniert.

Sonntag, 22. März 2009

Presseschau

Publizistische Meisterleistung auf der Titelseite von "Heute" vom 19.3.:

"Wiener erschießt Arbeiter"

Klingt, als könne ein Wiener kein Arbeiter sein und umgekehrt. Oder als sei Arbeiter eine Herkunftsbezeichnung, die einen Menschen definiert. Interessantes Detail: der getötete Arbeiter war tatsächlich kein Wiener. Und die Macher von "Heute" scheinen sich darüber zu wundern, dass auch ein Wiener einen Ausländer erschießen kann und nicht nur umgekehrt - weil sonst sind ja immer die Fremden die Bösen, Gefährlichen.

Aber mal ehrlich: eine Zeitung, die Julia Timoschenko ob ihrer Frisur "Resi" nennt (22.3.) - was kann man von der schon erwarten?

Donnerstag, 19. März 2009

Ohne Worte


Zitat des Tages

«Pour faire face à de nouveaux publics, nous devons tout d'abord être en mesure de faire face à des sièges vides.»[ Peter Brook ]

Oder, funktional übersetzt: man muss sich über Neues drübertrauen - dazu aber zunächst mal Hürden in Kauf nehmen...

Samstag, 7. März 2009

Figuren & Co.

"Schlankheitsinstitut Figurella sucht Mitarbeiterinnen zur Unterstützung unseres jungen Teams (Kleidergröße 36/38, gepflegtes Auftreten) ab 18 Jahren."

Natürlich wären dicke Angestellte wenig werbewirksam für ein Schlankheitsstudio.
Schließlich steckt man sich dort ein Ziel und wirbt mit dessen Erreichbarkeit. Dicke Mitarbeiterinnen wären dem sehr abträglich.
Trotzdem oder gerade deshalb zeigt die Annonce wieder einmal wunderschön, wie eine ganze Gesellschaft ein und demselben Ideal hinterherläuft, in das sich nicht jede/r zwängen kann oder soll. Von Austria's Next Topmodel bis Figurella - alles ein einziges Theater.

Irgendwie ist die Welt schon absurd.