Freitag, 21. November 2008

Uni-Chaos Österreich

Österreichs Universitäten belegen angeblich vor Spanien im europäischen Ranking den vorletzten Platz – diese Titelzeile hat mein Blick vor kurzem irgendwo im Internet gestreift. (So ist das eben: man zappt, klickt und blättert sich durch, lässt Bruchteile vieler vieler Informationen auf sich eindringen, und ein paar, für die man aus irgendeinem Grund besonders empfänglich ist, dringen auch durch.)

Österreichs Unis schneiden also sehr schlecht ab. Was bedeutet aber „schlecht“? Schlechte Organisation? Wäre doch zutreffend. Schlechte Lehre? Das mag auf die Lehrenden ankommen. Schlechte Absolventen? Oder überhaupt zu wenig Absolventen?

Alles und nichts. Gemessen wird an „Akademikerquote, Zugangsvoraussetzungen, Jobchancen der Absolventen, Attraktivität für ausländische Studenten, Reformbereitschaft der Unis und deren Rolle für lebenslanges Lernen“. Und da scheint es für Österreich nicht gut auszusehen.
Dass in Österreich die Bürokratie für viele (unnötige) Hindernisse sorgt und der finanzielle Spielraum der Unis (und dafür können sie wohl nichts) sehr gering ist, braucht hier nicht erwähnt zu werden. Dass universitäre Ausbildung allein nicht reicht, um sich erfolgreich einen Job zu fischen, sondern Praktika und anderweitige Erfahrung erwünscht sind, wurde hier auch bereits diskutiert.

Aber die geringe Akademikerquote? Die wenigen Absolventen? Zunächst sei gesagt: Akademiker zu sein ist ja nicht a priori erstrebenswert. Ständig bekommt man in Aussicht gestellt, man sei entweder unter- oder aber überqualifiziert, müsse mit Wartezeiten oder verhältnismäßig schlechtem Verdienst rechnen. Die Ausbildung dauert meistens recht lang und bringt auch kein Geld. Und von manchen Studien wird einem überhaupt abgeraten („Orchideenfächer“ und andere Aussichtslosigkeiten… Vor wenigen Jahren galt auch Lehramt noch als aussichtslos. Dass in Wien inzwischen Lehrermangel herrscht, sei hier nur am Rande erwähnt.)

Entscheidet man sich dennoch für ein Studium, bekommt man – so haben jedenfalls ich und einige meiner Freunde das erfahren – immer wieder vermittelt, wie viel besser man noch werden muss und wo es im Fachbereich überall hapert, aber man erhält andererseits sehr wenig praktisches Rüstzeug und Hinweise darauf, was man mit eben dieser Ausbildung später eigentlich anfangen kann.

Wer will da noch studieren und oft interessante, aber fast immer abgehobene Inhalte lernen, wenn andererseits Arbeiter gesucht werden, Tausendsassas statt Fachidioten, oder wenn Betriebe Menschen suchen, die jung sind, aber Berufserfahrung haben?
Lange Ausbildung, wenig Geld und womöglich noch schlechte Berufschancen – das ist schwer schmackhaft zu machen. Also her mit den Änderungen. Die Zukunft hat sie dringend nötig.

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