Donnerstag, 9. Oktober 2008

Übergangsphase II

Auslandssemester. Praktikum. Weil es interessant ist, Erfahrung bringt, aber auch, weil es dem Lebenslauf gut steht. Das Studium dauert deshalb vielleicht ein wenig länger. Und weil man davon nicht leben kann, helfe ich nebenbei Workshops und Symposien zu organisieren oder gebe Deutschstunden. Viele Standbeine, aber keines stabil. Überall den berüchtigten Fuß in der Tür, denn die Tür könnte ja zufallen. Und damit bin ich ein Kind dieser Zeit.

Millennials, Generation Praktikum oder neuerdings auch Generation Umhängetasche – so kategorisiert man uns, die nach 1980 Geborenen.

Was einen Millennial ausmacht, habe ich – und das ist bezeichnend – im Internet gelesen: Orientiert sich rasch in der Arbeitswelt, strebt statt einem hohen Gehalt eher interessante Jobs an und hat das Ziel, Beruf und Familie zu vereinbaren. Balance statt Karriere, Vielseitigkeit statt Protest. Konservativ statt Hippie?

Es stimmt, ich schreibe eher E-Mails vom Privat-Laptop, als in einem Büro zu sitzen und maximal über das Haustelefon Konferenzen abzuhalten. Und ich bin zwar nicht gerade innovativ im Umgang mit neuen Medien, akzeptiere aber, dass ich sie brauche, und gehe damit um.

Generation Umhängetasche ist ähnlich, nur etwas alternativer. Ende Zwanzig, meist mit Hochschulbildung und recht frisch im Beruf – und ebenfalls mit diesem unsteten Lebensstil der Fernreisen, Praktika und Studenten-WGs durchaus vertraut. Besonderes Kennzeichen: kann oder will nicht recht erwachsen werden. (Bliebe zu klären: Was genau kennzeichnet Erwachsene?)

Und noch eine Kategorie, die mich irgendwie anspricht – die so genannten „Scanner“. Das stammt wiederum aus einem Lifestyle-Magazin. Hier beruft man sich ausnahmsweise auf keine bestimmte Altersgruppe (auch wenn speziell junge Menschen sich betroffen fühlen dürften). Sie bezeichnet Leute, die viele Interessen haben und sich nicht entscheiden können, wo sie ihre Schwerpunkte hinlegen sollen. Ungefähr so: sie machen alles und nichts, wollen alles und nichts und sind nicht so schnell zufrieden (schon gar nicht mit sich). Ich nenne das ja insgeheim „manisch-depressivoid“. Aber „Scanner“ klingt natürlich nicht nur moderner, sondern auch positiver.

So sieht es bei mir aus: ein Kind meiner Zeit, scannender Millennial im Praktikum, zielstrebig desorientiert.
Sieht so aus, als ob diese Übergangsphase länger dauern würde.

Keine Kommentare: